Das Bleistätter Moor war mit einer Fläche von 650 Hektar einst eines der größten Moorgebiete Kärntens. Das Gebiet östlich des Ossiacher Sees blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. In den 1930er-Jahren, während der Hungerjahre, wurde das Moor trockengelegt, um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen. Seit damals haben Pumpen unaufhörlich dafür gesorgt, dass der Mündungsbereich der Tiebel bis knapp an den Schilfgürtel des Ossiacher See Ostufers landwirtschaftlich genutzt werden konnte. Die Folge: Über die Tiebel gelangten Dünge- und Pflanzenschutzmittel ungefiltert in den Ossiacher See. In den 1990er Jahren, lange nach der Verbesserung der Wasserqualität, die Dank der Ringkanalisation und dem Fernhalten der Abwässer aus dem Ossiacher See gegeben war, kam es im Ostbecken des Sees zum wiederkehrenden Auftreiben von unansehnlichen Algenfladen (Oscillatoria princeps). Die Wasserqualität des Ossiacher Sees kam unter Druck und der Sommertourismus hatte darunter zu leiden.
Um gegenzusteuern, initiierte die Umweltabteilung des Landes Kärnten ein umfangreiches Renaturierungsprojekt. Nach jahrelangen Verhandlungen und Koordinationen konnten ab 2016 im Mündungsbereich der Tiebel 75 Hektar wieder geflutet werden. Voraussetzung dafür war die Ablöse von 28 Landwirten und Grundstücksbesitzern – entweder durch finanzielle Entschädigungen oder Ersatzflächen. Aufgrund der Widerstände einzelner Beteiligter dauerte es jedoch 18 Jahre, bis die Umsetzung des Projektes begonnen werden konnte.
Die entstandenen Absetzbecken wirken heute als natürliche Filter und tragen maßgeblich zur Verbesserung der Wasserqualität des Ossiacher Sees bei. Ein Großteil der trockengelegten Flächen wird weiterhin landwirtschaftlich genutzt, jedoch unter naturschutzrechtlichen Auflagen. Rund um die Absetzbecken entwickelt sich zunehmend ein geschützter Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Das Projekt Bleistätter Moor gilt mittlerweile als europaweit anerkanntes Vorzeigebeispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft und Tourismus. Trotz des langen und schwierigen Weges hat sich das Durchhaltevermögen gelohnt: Aus einem problembehafteten Gebiet ist ein ökologisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich nachhaltiger Mehrwert für die Region entstanden. Mit dem „Slow Trail“ wurde zudem eine Brücke zum sanften Tourismus geschaffen.
Slow Trail im Europaschutzgebiet
Die Slow Trails sind Familienwanderwege, durch welche man die Typologien der Kärntner Seenlandschaft erfahren kann. Sie stehen für „slow motion“ statt „high speed“ und bieten gemächliches entspanntes Wandern im achtsamen Umgang mit der Landschaft und mit sich selbst. Sie sind gut gepflegte Wege und damit einfach zu begehen; gleichzeitig führen sie zu landschaftlich besonderen Plätzen mit Seeberührungen.
Der Slow Trail Bleistätter Moor führt durch das artenreiche Natur-, Landschafts- und Europaschutzgebiet der Tiebelmündung und bietet Einblicke in den Lebensraum von ca. 100 verschiedenen Vogelarten, Schmetterlingen, Fledermäusen und Bibern. Diese leichte Rundtour (auch als Nordic Walking und Laufstrecke geeignet) geht sehr flach entlang des Ostufers des Ossiacher Sees und führt durch das seit dem Jahr 2017 geflutete Bleistätter Moor; nach etwa 7 Kilometern (max. 2 Stunden Gehzeit) gelangt man wieder an den Ausgangspunkt zurück.
Ein Einkehrtipp ist die → Forellenstation am Prefelnigteich, die nur wenige 100 Meter abseits des Slow Trails liegt.
Eine genaue Tourenbeschreibung finden Sie unter → touren.kaernten.at/
Bird Watching im Bleistätter Moor
Heute ist das Bleistätter Moor ein wunderschönes Naturschutzgebiet (Natura 2000, Europaschutzgebiet). Für Naturliebhaber ist das Bleistätter Moor zu einem ganz besonderen Naherholungsgebiet geworden, das auch für einen nachhaltigen und sanften Tourismus genutzt wird. Der Verein „NaTour erleben“ bietet schon seit einigen Jahern Birdwatching Touren im nunmehrigen Europaschutzgebiet Tiebelmündung an. Die Ornithologin, Waldpädagogin und diplomierte Ökologin Mag.a Ulrike Knely leitet diese Führungen, die von April bis Ende Oktober zweimal wöchentlich und bei jedem Wetter stattfinden.
Bird Watching Touren im Bleistätter Moor
Informationen zum Renaturierungs-Projekt, Kennenlernen der verschiedenen Lebensräume des Europaschutzgebietes Tiebelmündung/Bleistätter Moor und seiner Fauna und Flora, insbesondere der artenreichen Vogelwelt des Schutzgebietes. Die Teilnahme ist kostenlos (Führungen werden über das Land Kärnten, Uabt. Naturschutz finanziert). Ferngläser werden von der Abt. 8/Naturschutz zur Verfügung gestellt. Die Führungen finden ab 4 Personen statt, Anmeldung erforderlich: 0699/181 777 37
- April bis Juni: Dienstags & donnerstags, 9:30 – 12:00 Uhr
- Juli & August: Dienstags & donnerstags, 9:00 – 12:00 | Sonntags, 10:00 – 12:30 Uhr
- September bis Oktober: Dienstags & donnerstags, 9:30 – 12:00 Uhr
Mehr Informationen unter www.natourerleben.at
Fotos mit freundlicher Genehmigung © Na Tour Birdwatching / U. Knely